Saucha – Annehmen was ist

 

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.

 Talmud



Kein Schlamm – keine Lotusblüte.


Willkommen zurück in der Welt der Yamas & Niyamas (der ethischen Grundsätze, oder auch Inspirationen, aus dem Yoga).

Saucha ist das Erste der Niyamas und gleichzeitig auch ein weiterer Schritt auf einem Weg,
der uns immer mehr und mehr zu uns selbst führt.

Während die Yamas sich zu einem gewissen Teil auch mit dem Außen beschäftigt haben,
laden die Niyamas nun dazu ein, den Fokus immer mehr und mehr nach innen zu verlagern.

In der direkten Übersetzung bedeutet Saucha „Reinheit“ oder „Sauberkeit“.

Im Yoga gibt es viele bekannte… und weiters auch ein paar ein paar unbekannte und äußerst kreative Arten
seinen Körper zu reinigen.

Körperhaltungen sind ein Teil davon. Atemübungen ein weiterer.
Die Meditation reinigt den Geist und dann gibt es zusätzlich noch ein paar andere, interessante Praktiken…
Wie z.B. sich eine Schnur durch die Nase zu ziehen, bis man das andere Ende beim Mund wieder herausfädeln kann. Dadurch wird der Rachenraum gereinigt. Oder man schluckt ein Tuch, dessen Ende festgehalten wird, damit man es dann wieder durch den Rachen nach oben herausziehen und so Speiseröhre und Magen reinigen kann. Oder aber man trinkt so lange Salzwasser, bis sich der Mageninhalt ganz von selbst entleert.
Alles Reinigungsrituale. Kein Scherz.
Aber um es gleich vorwegzunehmen – Sie sind nicht Teil der Übungen für diese Woche.
(obwohl ihr es gerne ausprobieren könnt) 😉

Auch wenn nicht jeder Yoga praktiziert, wir alle tragen so einiges mit uns herum,
von dem wir uns lieber heute als morgen befreien würden.

Aber ganz gleich wie sehr wir uns auch gegen diese Anteile von uns selbst wehren – Ohne Schlamm kein Lotus.
(behauptet zumindest Thich Nhat Hanh).


Photo by Al Soot on Unsplash.jpg

Es braucht den schlammigen, nährstoffreichen Untergrund, damit die Lotusblume gedeihen kann.
Während sie durch das Wasser aufzusteigen beginnt, erfolgt der Reinigungsprozess, bis sich schließlich, nach einer langen Reise, das hübsche, und uns allen bekannte, Lotusblütchen an der Wasseroberfläche zeigt.

Aber seien wir uns mal ehrlich, wer denkt beim Betrachten einer schönen Blüte schon an den Matsch am Boden?!
Genau. Niemand.
Und genau deshalb setzen wir hier heute an…

Der Matsch ist wichtig. Da führt kein Weg drum herum.

Er mag eklig und klebrig und unrein sein.
Aber er ist wichtig. Punkt.


Wenn wir also all die Dinge betrachten, auf die wir nicht besonders stolz sind. Jene Anteile von uns, die wir lieber vor anderen verstecken würden, dann erinnert uns Saucha daran, dass die schönste Lotusblüte oft aus dem tiefsten Schlamm emporwächst.

Wenn wir mit uns selbst „ins Reine“ kommen, dann haben wir keine Angst mehr vor unseren Gedanken und Gefühlen.
Wir brauchen sie weder vor uns selbst
noch vor anderen zu verstecken.
Dadurch können wir mit unserer Traurigkeit, der Langeweile, der Hoffnungslosigkeit, der Angst, … sein,
ohne sie zu verurteilen oder sofort ändern zu wollen.
Wenn der Druck von uns abfällt, wenn wir das was gerade ist annehmen können, dann beginnen wir uns in uns selbst sicher zu fühlen. Und genau dadurch werden wir auch zu einem sicheren Ort für andere.

Wenn wir nicht mehr dauernd damit beschäftigt sind Teile von uns zu verstecken, wegzudrücken oder abzulehnen,
dann haben wir mehr Energie, um zu wachsen. Die Sache mit dem Blühen geht dann oft ganz von selbst.

Saucha erinnert uns weiters auch daran, den gegenwärtigen Moment freizuräumen.
Viel zu oft beginnen wir Tätigkeiten, Gespräche, Begegnungen, … mit Chaos in unseren Köpfen. Wir hängen entweder noch im Schlamm der Vergangenheit fest, oder waten gedanklich schon in die Zukunft.

Saucha lädt uns dazu ein einen tiefen Atemzug zu nehmen, langsamer zu machen und JETZT zu sein.
Ein Atemzug nach dem anderen.
Eine Tätigkeit, eine Begegnung, eine Konversation, … nach der anderen.

Wir säubern in dieser Woche also nicht nur das Außen, wir reinigen auch das Innen.
Ihr könnt euch selbst aussuchen, womit ihr anfangen wollt.
Vielleicht mit dem Schreibtisch oder dem Kleiderschrank. Oder mit ein paar körperlichen Übungen, die euch ins Schwitzen bringen. Vielleicht ist es ein Fastentag oder ein paar Stunden, in denen ihr ganz genau auf eure Wortwahl und eure Gedanken achtet, um sie zu reinigen. Oder aber ihr möchtet ein paar Dinge, die ihr Loslassen wollt auf einen Zettel schreiben, um ihn anschließend zu verbrennen. Ganz einfach in ein Vollbad mit Basensalz und Aromaölen einzutauchen ist eine weitere Möglichkeit.

Saucha ist eine sehr persönliche Praxis und abhängig davon, wie unser Leben gerade aussieht,
was uns beschäftigt und was wir JETZT  gerade brauchen.

Anbei findet ihr wie immer ein paar Übungen und Anregungen, aber wie schon gesagt – überlegt was für euch in diesem Moment Sinn macht (das kann natürlich auch etwas sein, dass in diesem Beitrag gar nicht zur Sprache gekommen ist) und tut genau das.
Räumt ein paar Minuten in eurem Alltag frei für das, was euch guttut. Putzt mal oderdentlich durch. Im Außen, als auch im Innen.

 

Photo by Saffu on Unsplash.jpg







„Ich gehe in jede Erfahrung mit meinem ganzen Selbst,
und trete mit meinem ganzen Selbst auch wieder aus dieser Erfahrung heraus.
Ich gebe mein ganzes Selbst in alles
was ich tue…
und nehme anschließend mein ganzes Selbst wieder aus dieser Erfahrung heraus.“


Krishnamurti (frei übersetzt)


 

Übung 1  

Dem eigenen Körper lauschen

Wenn wir lernen unsere eingefahrenen Gedanken und Glaubenssätze loszulassen, dann beginnen wir dem zu lauschen, was unser Körper wirklich benötigt. Vielleicht ist es mehr Schlaf. Oder ein Spaziergang. Vielleicht ist es ein nährendes Essen. Oder eine Fastenkur. Wenn wir beginnen zu lauschen, dann reinigen wir uns von alten Denkmustern und Vorurteilen. Wir lernen den Weg zur Selbstliebe.

 

Übung 2  

Lerne deinen „Schlamm“ zu lieben

Entwickle ein Bewusstsein für all jene Dinge an dir, die du als mangelhaft, als „unrein“ oder als nicht-willkommen ansiehst.
Es sind genau diese Anteile von uns, die die Kraft zur Heilung in sich tragen.
Wenn wir versuchen sie von uns zu schieben, blockieren sie uns.
Wenn wir jedoch lernen sie anzunehmen, sie zu integrieren, dann erkennen wir, dass diese Anteile Medizin für uns sind.
Sie beinhalten den Schlüsseln zur Heilung.

Wenn wir diese achtlos weggeworfenen Stücke unseres Selbst liebevoll wieder aufnehmen, werden wir ganz.
Dann beginnen wir uns in uns selbst sicher zu fühlen und werden so auch zu einem sicheren Hafen für andere.

 

Übung 3   

Lebe in der Gegenwart

Wenn wir lernen in der Gegenwart zu sein, dann reinigen wir das JETZT von alten Mustern und Ansichten, die so oft den gegenwärtigen Moment „verunreinigen“.  
Wir beschließen im Moment zu sein.
Dieser Moment darf genau so sein, wie er jetzt gerade ist.
Wir erlauben uns selbst so zu sein, wie wir jetzt gerade sind.


Manchmal ist es hilfreich sich einfach einen Wecker auf 10 oder 15 Minuten zu stellen (oder auch länger), einen Stift und ein Heft/Blatt Papier zur Hand zu nehmen und einfach draufloszuschreiben.
Alles was einem so in den Sinn kommt. Zu den Übungen, dem Thema der Woche,  ….
Beim freien Schreiben gibt es kein Falsch, nur Richtig.
Es können einzelne Worte, Sätze oder vielleicht sogar ganze Geschichten sein.
Und es braucht auf den ersten Blick braucht absolut keinen Sinn zu ergeben.

Photo by Georgios Kaleadis on Unsplash.jpg

Diese Übungen als auch das Schreiben sind nur für euch.
Vielleicht entdeckt ihr in dem, was während des freien Schreibens entsteht etwas, das euch weiterhilft.
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wollt ihr das Geschriebene später noch einmal zur Hand nehmen oder ihr verstaut den Zettel irgendwo und sammelt so eure Gedanken und Einträge.
Oder ihr verbrennt das Geschrieben,
um es symbolisch loszulassen.

Das hier ist euer Weg. Eure Übungen.
Eure Schritte auf dem Weg zurück zu euch selbst.
Gestaltet eure Reise so, dass sie euch Freude macht.


*AllesLiebe, Marina ღ