Herzensangelegenheiten



Es war einmal ein kleines Herz, das viele Gefühle in sich trug.
Manchmal wurden die Gefühle so groß, dass sie überzufließen drohten. Hin und wieder taten sie es auch.
Das kleine Herz störte sich nicht daran. Aber das sollte sich ändern.

Nach außen hatte sich nicht viel verändert. Im Innen jedoch schon, denn zum ersten Mal begann das kleine Herz die Stimmen zu hören…



„Warum weinst du denn so bitterlich?“, wollen die Stimmen wissen.
„Weil ich Sehnsucht habe.“, antwortet das kleine Herz.
„Deshalb weint man doch nicht.“, wissen die Stimmen.
„Nicht?“, wundert sich das kleine Herz. Und bringt die Tränen schnell zum Versiegen. 

„Und warum lachst du nun so laut?“, fragen die Stimmen.
„Weil ich mich so unglaublich freue.“, strahlt das kleine Herz.
„Das ist doch kein Grund, um gleich so laut zu werden.“, berichtigen die Stimmen.
„Ach.“, denkt das kleine Herz. Und hält das Lachen, das sich schon wieder seinen Weg nach oben bahnt, zurück.

„Was sind denn das jetzt für Tränen?“, fragen die Stimmen.
„Ich weine sie vor Freude.“, schluchzt das strahlende, kleine Herz.
„So zeigt man keine Freude.“, nörgeln die Stimmen.
„In Ordnung.“, beugt sich das Herz. Und weiß nicht mehr recht, wie es sich freuen soll. 

„Was ist denn nun schon wieder? Wieso verhältst du dich so eigenartig.“, grummeln die Stimmen.
„Ich bin verwirrt.“, murmelt das kleine Herz.
„Das ist aber keine angemessene Art, um sich auszudrücken.“, mahnen die Stimmen.
„Hm.“, überlegt das kleine Herz. Und verhält sich dann so, wie von ihm erwartet. 

„Und was ist jetzt?“, herrschen die Stimmen.
„Ich fühle mich einsam.“, schluchzt das kleine Herz.
„Du bist einfach zu weich.“, erwidern die Stimmen genervt.
„Ich verstehe.“, flüstert das kleine Herz. Und versteckt die Einsamkeit. 

„Und jetzt?“
„Ich bin wütend.“, grummelt das kleine Herz.
„Das ist auch so ein Gefühl…“
„…das man nicht zeigen darf.“, vollendet das kleine Herz den Satz.
„Ganz genau.“, bestätigen die Stimmen. 


Das keine Herz überlegt und schweigt.


„Kleines Herz?“, fragen die Stimmen nach einer ganzen Weile.
Es bleibt still.
„Kleines Herz, warum sprichst du nicht mehr mit uns? Ist alles in Ordnung?”, sorgen sich die Stimmen.


Aber das kleine Herz antwortet nicht mehr. Es ist hart und stumm geworden.


 
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Hör auf dein Herz. Lass nicht zu, dass es verstummt.
In einer Welt, voll harter, stiller Herzen, sei du das Herz, das den Stimmen trotzt.
Das weich bleibt, ohne zerbrechlich zu sein. Mutig und stark, ohne hart und unnachgiebig zu werden.
Erlaub deinen Gefühlen, deinem Leben, über den Rand zu fließen.
Sei gut zu deinem kleinen Herz.
Auch wenn es ganz leise spricht, es weiß doch so viel mehr als all die lauten Stimmen um dich herum.  

Alles Liebe, Marina ღ